28.09.2018, News
Schulwallfahrt 2018
„Du Sohn der Gnade, dieses selige Leben“,So sprach er, „wirst du nicht an dir erfahren,Wenn Du die Augen nur nach drunten richtest.Schau nach den Kreisen hin bis zu dem fernsten,So weit, bis du die Königin kannst sehen […]“ (Divina Commedia: Paradiso XXXI, 112-117) Mit einem Blick auf die Königin beginnt der Auftakt zum vorletzten Gesang von Dantes `Göttlicher Komödie´, in dem der Hl. Bernhard von Clairvaux dem herumirrenden Dichter die Richtung weist, um sicher an das Ziel zu gelangen. Mit dem Blick auf die Königin beginnt auch der erste Schultag der Schola Thomas Morus am 3. September 2018, die in mehrfacher Hinsicht an die `Göttliche Komödie´ anknüpft. Wie Dantes „Pilgerreise“ weist auch unsere Wallfahrt drei große Etappen auf: die Wanderung, die Begegnung und die Vorbereitung auf die himmlische Schau. Abweichungen zwischen Dantes geschriebenem und dem von uns erlebten „Meisterstück“ stecken wohlbemerkt im Detail und werden dem kundigen Leser nicht entgehen: der Abstieg in die Unterwelt wurde durch einen Aufstieg nach Klein-Mariazell und die Erfahrung der Läuterung im Purgatorium durch heilsame Begegnungen ersetzt. Wichtige Elemente, wie etwa die Pforte, durften keineswegs fehlen, allerdings wurden sie in andere Szenen verlagert und neu gedeutet. Das Ziel blieb jedoch dasselbe. 1. Der Aufstieg Der Ausgangspunkt der Wallfahrt war – nicht ein dunkler Wald, sondern – der Bahnhof in Baden, wo alle Schülerinnen und Schüler der Unterstufe im Morgenlicht der 08:00-Sonne eintrafen. Für 16 Kinder war es der erste Schultag in der Schola Thomas Morus. Ihnen, aber auch den schon Erfahreneren, wurde für den ersten Weg im neuen Schuljahr, wie dem Dichter Dante selbst bis zum Paradieseingang, irdische Begleitung zur Seite gestellt (an die Anzahl der zu Begleitenden angepasst, kam es dabei allerdings zu Verdopplung Vergils und Sybilles Verdreifachung): Prof. Blöschl, Prof. Goda, Prof. Wiesmüller, Prof. Plassnig und Prof. Sax. Der Aufstieg begann mit einer persönlichen Begrüß von Herrn Direktor Dr. Geusau im Bus, der uns „dem hohen Weg [mit all seinen Herausforderungen] anvertraue[.]t“ (Inferno II, 12). Der Bus brachte uns zur ersten Anhöhe, dem Hafnerberg. Am Anfang der Wallfahrt betrachteten wir das Ziel und visualisierten geistlich die Landkarte im Gebet, Impuls und Gesang. Sodann machten wir uns auf den Weg, von Maria zu Maria. Die Wanderung war von freundschaftlichem Austausch untereinander, kleinen Zwischenhalten, sowie von unerwarteten Begegnungen in und mit der Schöpfung geprägt: neben einer Reiterin mit Hunden überraschten uns (zwar nicht Panther, Löwe und Wölfin, wohl aber) Kühe und Stiere, lila Narzissen, sonderbare Baumfrüchte und ein herbstträchtiger Laubteppich. All diese Begegnungen galten als Präludium, als Vorspiel, auf die Begegnung des Tages. 2. Durch die Pforte zur Königin und an ihrer Hand zum König Pünktlich zum Angelus in Klein-Mariazell angekommen, wurden wir vor der Pforte, wie Dante vor dem Eingang zum Paradies, von der geistlichen Gesandtschaft in Empfang genommen. Die Brüder Samariter FLUHM, die das Heiligtum betreuen, bereiteten uns zusammen mit P. Pio Suchentrunk OCist auf den Übertritt der Schwelle der „Heiligen Pforte“ vor. Bei dieser Pforte handelte es sich um jene auf der Via Sacra mitten im Wienerwald, die nach der weltweiten Schließung der „Heiligen Pforten“ (mit Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit 2015) 2017 wiedereröffnet wurde. Während Dante am Anfang seiner Reise die Pforte zur Vorhölle überschreiten und dabei jede Hoffnung lassen musste (Inferno III, 1-9), war der Unterstufe der Schola Thomas Morus am ersten Schultag mit dem Einzug durch die Pforte der Barmherzigkeit Hoffnung geschenkt. Denn auch für dieses Tor gilt die berühmte Aufschrift: GESCHAFFEN HABEN MICH DIE ALLMACHT GOTTES, DIE HÖCHSTE WEISHEIT UND DIE ERSTE LIEBE. (Inferno III, 5f.) Nebenbei bemerkt gibt es auch eine enge Verbindung zwischen den „Heiligen Pforten“ und Dantes `Göttlicher Komödie´: Nach der Verabschiedung der Bulle Misericordiae Vultus im April 2015 rief nämlich der Heilige Stuhl sogleich im Mai in einem Schreiben anlässlich des 750. Geburtstages von Dante Alighieri zur Betrachtung der `Divina Commedia´ unter dem Aspekt der Barmherzigkeit auf. Wurde Dante vom Hl. Bernhard von Clairvaux zur Königin des Himmels geleitet, so war es – wie könnte es auch anders sein – einer seiner geistlichen Söhne unserer Zeit, der Zisterzienserpater P. Pio, der den Schülerinnen und Schülern in der Predigt Maria als „die Königin“ vor Augen führte und das Ziel ihrer Auserwählung und Bestimmung als Königin erläuterte: „Jungfrau und Mutter, Tochter deines Sohnes,Vor allen Wesen groß und voll von Demut,Du vorbestimmtes Ziel im ewigen Rate,durch dich allein ist die Natur der Menschen,so sehr geadelt, daß ihr Schöpfer selberes nicht verschmäht hat, ihr Geschöpf zu werden.“ (Paradiso XXXIII, 1-6) Von der Königin wurden wir zum König selbst geführt und durften Ihm im Sakrament begegnen. 3. Vorbereitung auf die himmlische Schau Nach der Hl. Messe legte ein Bruder Samariter Zeugnis über seinen persönlichen Glaubensweg ab und gab uns, nach einer kleinen Mittagspause, eine geistliche Führung im Heiligtum: Vom Kreuzgang aus führte er uns in die Krypta, an deren Eingang ein gesprengtes Grab stand – ein Zeichen unseres Glauben an die Auferstehung. In der Krypta selbst konnten wir durch eine Luke hindurch die Szene der Krönung Mariens in der über uns liegenden Kirche erblicken. Mariens leibliche Aufnahme in den Himmel verweist auf die kommende leibliche Auferstehung der Toten – das ist unsere Hoffnung. Die Quelle im Herzen der „Cella Sanctae Mariae“ steht für die Liebe. Nach der Eröffnung weiterer Geheimnisse, wie etwa der Hl. Thomas (der spätere `Gläubige´) zum Gürtel der Muttergottes kam, führte er uns, sanft wie Dantes Beatrice und väterlich wie der Hl. Bernhard, auf die Empore der Orgel. Anhand des Deckenfreskos erläuterte er uns: „die Vorsehung, die diese Ordnung leitet,macht ewig still mit ihrem Licht den Himmel […]“ (Paradiso I, 122f.) So mündete auch unsere Wallfahrt in eine himmlische Schau und endete – einer Komödie würdig – mit einer abenteuerlichen Rückkehr am Bahnhof in Baden.Termine
Tugend des Monats
Kardinaltugend 3/4:
Die Tapferkeit
„Die Tapferkeit ist jene sittliche Tugend, die in Schwierigkeiten standhalten und im Erstreben des Guten durchhalten läßt.“ Katechismus der Katholischen Kirche, 1808