Museumstag 24.6.2021: Urzeitmuseum "Mamuz"
Zeitreise in die Steinzeit
Bei einem Besuch der Außenanlage des Urzeitmuseum „Mamuz“ in Asparn an der Zaya am 24. Juni 2021 konnten die Schülerinnen und Schüler der Unterstufe einschließlich der fünften Klasse eine Zeitreise in die Kulturgeschichte der „Urzeit“ unternehmen – also in jene (längste) Periode der Menschheitsgeschichte von der uns keine schriftlichen Zeugnisse vorliegen. Eine Phase, die von Weltgegend zu Weltgegend höchst unterschiedlich lange anhielt: im Nahen Osten bis etwa 3.000 v. Chr. in Mitteleuropa etwa bis Christi Geburt und in Australien sogar bis zur Ankunft der Europäer im 18. Jh. n. Chr.!
In Aspern liegt der Fokus auf der Urgeschichte in Mitteleuropa. Rekonstruktionen von Bauten und Gegenständen der Vergangenheit, nach den aktuellen Kenntnissen der Archäologie geschaffen, erlauben den Besuchern eine hautnahe Auseinandersetzung mit den technisch-handwerklichen Kenntnissen und den Lebensgewohnheiten der Menschen und Volksstämme dieser entfernten Vergangenheit. Diese Disziplin der Forschung, die als „Experimentelle Archäologie“ bekannt ist, ermöglicht neben der Auseinandersetzung und einem Einfühlen in uns fremde Welten auch zusätzlichen Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft, da theoretische Kenntnisse oft erst durch Rekonstruktion und Erprobung auf ihre Plausibilität hin getestet und vertieft werden können, so ihren Feinschliff erhalten und z.T. auch ergänzt oder korrigiert werden können. Diesem praktischen Erkenntnisgewinn konnten sich, von erfahrenen Museumspädagogen des Mamuz geführt, auch die STM-Kinder visuell, haptisch und denkerisch nähern, was sich natürlich kongenial in unser Konzept einer Schule des Geistes einfügt.
Zu sehen gab es zunächst altsteinzeitliche eiszeitliche Zeltbauten der damals als Nomaden lebenden Jäger und Sammler, rekonstruiert nach einem bei Kammern-Grubgraben entdeckten Lagerplatz, bestehend aus Stangen mit Leder-Planen, ergänzt durch eine aus Steinplatten errichtete „Cache“ worin man Essensvorräte kühl lagern und vor Tieren schützen konnte und eine Kochstelle.
Weiter ging es mit den technologisch weitaus komplexeren und weiträumigeren und für die sesshafte Lebensweise der Jungsteinzeit vorgesehenen Langhäusern der Bandkeramikkultur, worin ganze Großfamilien, samt Vieh und Vorräte Platz fanden. Der fast 30 Meter lange Nachbau eines solchen Hauses dieser alteuropäischen Kultur, ist, getreu nach einem Vorbild aus Schwechat, aus zahlreichen in Reih und Glied in den Boden getriebenen Stämmen errichtet, die Wände dazwischen bestehen aus mit Lehm verputzten ineinandergeflochtenen Ruten und sind an passender Stelle mit Fenstern und Türen versehen. Körbe, Keramik-Vasen, Werkzeuge und Webstuhl zur Textilproduktion befinden sich darin, Ofen und Mühlstein sind in einem angrenzenden Backhaus untergebracht. Am nachgestellten Feld kann man sehen welche Nutzpflanzen damals angebaut wurden.
Bei praktischen Übungen konnten die Schülerinnen und Schüler die nicht kinderleichten Techniken des Speerwurfs erproben und ein Schwirrholz zum Summen bringen. Diese einfache Technologie wird auch noch von heutigen Naturvölkern zur Kommunikation über weite Strecken hinweg genützt.
In den Nachbauten der Bronze- und Eisenzeit konnte man den Fortschritt anhand entsprechender Metall-Werkzeuge und neuer Bautechniken (zB Blockhüten) begutachten. Speziell die nachgebauten hallstatt- und la-tène-zeitlichen Bauten der Kelten (Eisenzeit) sind hier im Mamuz sehr reichlich dokumentiert: Keller- und Grubenhaus, die in den Erdboden eingegraben und mit Satteldächern bedeckt wurden, Versammlungshaus, Heiligtum, Färber-Haus, Schmiede und Backhaus. Sogar ein Hügelgrab wurde rekonstruiert um darin eine Bestattung zu simulieren; es soll nach einiger Zeit wieder geöffnet werden um dadurch Daten über den Verfall der eingelagerten Beigaben, Textilien und Tierkörper zu gewinnen.
In der Schmiede versuchten sich die Schülerinnen und Schüler am Feuer-Machen mit Hilfe von Feuerstein und Schmiedeeisen, die sie gegeneinander schlagen mussten um Funken zu erzeugen, die ihrerseits auf Zunderschwamm und Stroh fallend die Bildung von Glut und Feuer bewirken sollten. Das Experiment glückte! Sobald nach dem langwierigen geduldigen Prozedere des Funkenschlagens das Feuer einmal entfacht war, breitete es sich rasant im Stroh aus.
Die beiden Museumspädagogen, die uns führten, waren begeistert über ihre gute Erziehung und das breite Wissen, das die Schülerinnen und Schüler aus dem Unterricht mitgebracht hatten. Besonders merkten sie positiv an, daß niemand ein Smartphone dabei hatte (ohne deswegen gemobbt zu werden – was demnach anscheinend in anderen Schulen öfters zu beobachten ist) und lobten die diesbezügliche Schulphilosophie der STM als etwas sehr Besonderes! Kinder der anderen Schulen seien auch oft unkonzentriert. Eine der Pädagoginnen bemerkte positiv, daß die STM-Schüler „so schön“ aussehen, worauf sie ihre innere Schönheit ansprach. Wo das Schöne Gute und Wahre sein Licht entfalten darf entfacht es das innere Licht im Menschen – dieses Licht, dieses Feuer weiterzugeben und anzufachen ist unsere Mission...
Kardinaltugend 3/4:
Die Tapferkeit
„Die Tapferkeit ist jene sittliche Tugend, die in Schwierigkeiten standhalten und im Erstreben des Guten durchhalten läßt.“ Katechismus der Katholischen Kirche, 1808