24.10.2014, News
Jetzt fahr hinaus und wirf die Netze aus!
Wortlaut der Predigt von Kardinal Dr. Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, bei der Eröffnungsmesse des Schuljahres am 4. September 2014
Kardinal Schönborn nimmt die Schriftlesungen des Tages zum Anlass, die Schulgründung mit dem so scheinbar zufällig auf diesen Tag fallenden Wort Gottes in Verbindung zu bringen.Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, Lehrkräfte, Schulbehörden, Freunde der Thomas Morus Schule! Ich habe das Evangelium für den heutigen Tag nicht extra für Euch ausgesucht. Aber ich habe mir gedacht, es könnte nicht schöner sein – dieses erste große Seewunder Jesu. Wer den See Genezareth kennt, kann sich das vorstellen, wie Jesus im Boot vom Ufer wegfährt und sich hinsetzt, denn die Menschen wollen das Wort Gottes hören. Und dann wendet er sich an Simon Petrus uns sagt: Jetzt fahr hinaus und wirf die Netze aus. – Meister, wir haben die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen, aber wenn Du es sagst – auf Dein Wort hin – probieren wir es. Wir fahren hinaus auf den See und werfen die Netze aus. Sie haben so viele Fische gefangen, dass das Boot beinahe unterging. Lieber Christiaan, ich darf Dich ein wenig mit Petrus vergleichen. Auch Du hast es einfach gewagt, hinaus zu fahren, nicht alleine, sondern auch mit Vielen, die mitgeholfen haben: Angefangen von den Schulbehörden, der Stadt Baden bis hin zu Freunden, die gesagt haben: Ja, wir fahren mit hinaus.Ja, wir werfen noch einmal die Netzte aus, selbst wenn man menschlich gesehen am Tag die Netze nicht auswirft. Das ist unüblich. Die Fischer am See Genezareth fahren in der Nacht zum Fischfang, da fängt man Fische. Aber weil Jesus ihnen Mut gemacht hat, werden die Netzte nochmals ausgeworfen, so wie Du mit denen, die sich mit Dir auf den Weg gemacht haben, hinausgefahren bist – und siehe da, das Boot ist noch nicht ganz voll, aber es hat schon sehr viele Fische gefangen. Also, Ihr seid sozusagen die Fische, die in das Fischernetz gekommen sind, und jetzt beginnt Euer Schuljahr. Die erste Reaktion, die Petrus an den Tag legte, war überraschend, vielleicht hast Du, Christiaan, auf diesem Weg ein ähnliches Gefühl wie Petrus. Als er sah, wie voll die Netze waren, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sünder. Er hat gespürt, das hab nicht ich gemacht, das hast Du gemacht. Ich bin nur ein armes Werkzeug. Haben wir nicht zu Beginn dieses Schuljahres, mich mit eingeschlossen, alle dieses Gefühl, das Petrus hatte: Herr, ich bin ein armer Sünder. Aber, weil Du es sagst, weil Du es gibst, haben wir es gewagt. Ihr, liebe Schülerinnen und Schüler der Thomas Morus Schule, Ihr sollt wissen, dass das große Geheimnis des Aufbaus in den kommenden Jahren darin liegt, dass wir wirken dürfen, aber geben wird es Gott. Petrus musste mit seinen Gefährten hinausfahren und die Netze auswerfen, er musste schon arbeiten, von selber sind die Fische nicht in das Netz hinein-gehüpft. Er musste schaffen, das war schwere Arbeit. Er und seine Gefährten mussten die Netze auswerfen, aber geschenkt hat es Gott. Das ist heute ein Grund zu danken und zu hoffen, dass der Herr es weiter geben wird. Deshalb möchte ich Euch noch kurz auf die Lesung des Apostels Paulus an die Korinther hinweisen, die haben wir auch nicht extra ausgesucht. Paulus sagt, denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit ! Ja, nach der Weisheit dieser Welt gründet man keine Schule, so wie Ihr das gemacht habt. Aber die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. Natürlich gibt es auch weltliche Erfolge, aber das, was Ihr hier mit dieser Schule erlebt, ist etwas anderes. Deshalb sagt Paulus noch einmal, niemand soll sich bei den Menschen rühmen (weder Christiaan, noch Dr. Wally, noch die so wunderbar kooperative Schulbehörde oder die Stadt Baden), niemand. Denn jetzt sagt Paulus etwas ganz Erstaunliches, liebe Schülerinnen und Schüler, denn alles gehört Euch. (Damit hat er natürlich nicht gemeint, dass Ihr in das nächste Zuckerlgeschäft geht und zu dem Besitzer sagt: Alles gehört uns). Gott hat Euch so viel geschenkt. Aber das Kostbarste, das er Euch geschenkt hat, ist der Glaube. Wenn man den Glauben hat, dann hat man alles. Alles gehört Euch, wenn Christus in Eurer Mitte ist. Das ist das Herz der Schule! Mit diesem Glauben und mit diesem Wissen, Christus ist in unserer Mitte, kann alles gut gehen, auch das Schwierige, denn das wird nicht fehlen, aber auch alles Schöne, das Ihr in diesem Schuljahr erleben werdet. Gott gebe es Euch. Amen.Die Lesungen des Tages am 4. September 2014:Lesung: Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther (3,18-23): Niemand betrüge sich selbst. Wenn jemand meint, weise zu sein unter euch in dieser Weltzeit, so werde er töricht, damit er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei (dem) Gott. Denn es steht geschrieben: „Der die Weisen fasst in ihrer Schlauheit.“ Und wiederum: „Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, dass sie nichtig sind.“ Darum rühme sich niemand bei Menschen, denn alles ist euer. Sei es Paulus, sei es Apollos, sei es Kephas, sei es Welt, sei es Leben, sei es Tod, sei es Gegenwärtiges, sei es Zukünftiges – alles ist euer; ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes. Evangelium nach Lukas 5,1-11. Als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, sodass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.Termine
Tugend des Monats
Kardinaltugend 3/4:
Die Tapferkeit
„Die Tapferkeit ist jene sittliche Tugend, die in Schwierigkeiten standhalten und im Erstreben des Guten durchhalten läßt.“ Katechismus der Katholischen Kirche, 1808